Besitz ist Verantwortung

Lost Places. Orte, die vor vielen Jahren und in vergangenen Zeiten mit Leben gefüllt waren, eine Bedeutung hatten.

Heute sind sie verlassen und leer, marode und heruntergekommen. Und meist auch ein bisschen unheimlich. Dennoch – oder gerade deswegen – sind sie bei Touristen beliebt. Da schwingt immer ein bisschen Abenteuer mit. Und hat den Hauch von etwas Verbotenem an sich. Aus gutem Grund muss sich, wer diese Orte betreten will, an Verbotsschildern vorbeischlängeln.

Auch heutzutage entstehen immer wieder solche verlorenen Plätze, solche Lost Places. Selbst bei uns in Wolfsburg. Aus aktuellem Anlass denke ich da ganz besonders an das Gelände des „Landlebens“ im Norden Wolfsburgs. Seit vielen Jahren steht es leer, die Gebäude verfallen und das Gelände ist von Wildwuchs überzogen.

Selbst wenn solche Örtlichkeiten durch die Einordnung als Lost Places romantisch verklärt werden, muss man es doch beim Namen nennen: Es sind Schandflecke.

Auch bei uns in Fallersleben gibt es sie.

Provokant?

Bestes Beispiel ist das Gelände in der Bahnhofstraße, wo vor einigen Jahren das Restaurant abbrannte. Das Thema hatten wir ja schon öfters. Angeblich soll dort „demnächst“ auch mal etwas passieren. Wer kann das sagen? Natürlich ist das nur mein Blick von außen. Vielleicht hat der oder haben die Besitzer des Geländes gute Gründe dafür, nichts zu tun, beziehungsweise dass es so schleppend vorangeht. Ich weiß das nicht. Es sind alles nur Vermutungen.

Nicht ganz so offensichtlich und dennoch unschön: Eine seit Jahren leerstehende Ladenimmobilie mitten im Herzen der Altstadt. Auch hier gibt es hoffentlich Gründe. Allerdings muss ich sagen, dass der Anblick kahler Wände und trostloser Fußböden beim Bummel durch das Städtchen die Stimmung nicht unbedingt heben.

Und es geht weiter bei Privathäusern, die leer stehen, heruntergekommen und ungepflegt sind. Ich will gar nicht ins Detail gehen. Ein Spaziergang mit offenen Augen durch den Ort reicht völlig aus.

Natürlich noch mein Lieblingsthema, dem maroden und klappernden Straßenpflaster, das ebenfalls seit vielen Jahren, mit seiner „romantischen“ Geräuschkulisse, verursacht durch vorbeifahrende Autos, der Innenstadt von Fallersleben ein ganz „besonderes“ Flair verleihen.

Alle genannten Beispiele gehören jemandem. Seien es nun Firmen, seien es Privatpersonen, sei es die Stadt Wolfsburg. Sie sind Besitzer dieser Gelände, Häuser und Straßen.

Die Väter unseres Grundgesetzes haben im zweiten Absatz des Artikel 14 den Satz eingebaut: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Dabei haben Sie sich etwas gedacht. Und ich persönlich kann das absolut nachvollziehen. Wenn ich in meinem Haus Kraut und Rüben wachsen lasse, dann ist das meine Entscheidung, dann geht das niemanden etwas an. Breite ich dieses Chaos auf das Außengelände aus, sodass jeder „etwas davon hat“, dann sieht es – jenseits jeglichen sozialistischen Gedankengutes – schon etwas anders aus. An der Stelle habe ich eine Verantwortung, eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit.

Die meisten von uns leben gern in einem angenehmen Umfeld. Sie sorgen so gut es geht dafür, dass dies so bleibt. Denn meine Umgebung wirkt sich auf mein Allgemeinbefinden und meine Gemütslage aus. Wer betrachtet schon gerne Ruinen und Müllhalden in direkter Umgebung?

Ich beobachte, dass Fallersleben im Monet nicht schöner wird.

Eigentum verpflichtet. Und darum sollte es jeder und jede, nach seinen Möglichkeiten, in Ordnung halten. Für sich und zum „Wohle der Allgemeinheit“. Das bezieht eine gewisse Sorgfalt bei der Schließung von Leerständen ein. Die Auswahl neuer Geschäftsbetreiber durch Haus- und Grundstückseigentümer ist nicht bloßer Eigennutz zum Zwecke der lukrativen Vermietung (die per se nichts Schlechtes ist!). Sie ist Dienst an der Allgemeinheit, für die Attraktivität des Ortes. Das wirkt sich letztlich auf den Wert der Immobilie aus. So oder so.

Fallersleben benötigt Anlieger, die „Leben“ in die Bude bringen. Fallersleben braucht Publikum. Leben eben. Liegt schon im Wort.

Meint

Der Flaneur

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